Natur mit Biene

Bio-integrierter Weinbau

April 2024

Schon seit den 80 Jahren arbeiten wir bei uns im Weingut naturnah nach den Prinzipien des Integriterten Weinbaus. Unser Ziel ist es dabei, Nachhaltigkeit und Natur- und Umweltschutz praxisnah zu vereinen. Ist "Integrierter Weinbau" auch "Bio-Weinbau"? Ja und nein. Ja, weil beide die gleichen Ziele haben, den Schutz der Natur und der Umwelt. Und nein, weil man sich für Bio-Weinbau von einem anerkannten Bio-Label (Ecovin, Demeter, etc.) zertifizieren lassen muss. Deshalb nennen wir unsere Bewirtschaftung "Bio-integrierten Weinbau". Was ist damit gemeint?
Das bedeutet zuerst einmal die natürliche Widerstandkraft der Rebe zu fördern. Durch sorgfältige Auswahl der Rebsorte und Schaffung idealer Standortbedingungen. Eine schonende Bodenpflege und sachgerechter Schutz gegen Erosion und Bodenverdichtung schützt im wahrsten Sinne des Wortes die Grundlage unserer Arbeit. Wir verzichten auf übermäßige Düngung, sondern ergänzen nur Nährstoffe. Dies machen wir hauptsächlich mit Humus, was auch der Verbesserung der Bodenstruktur und der Bodenfruchtbarkeit dient. Übrigens: Wussten Sie, dass 90 % der Wildbienen im Boden leben?
“Integriert” heißt diese Form des Weinbaus auch deshalb, weil wir den Pflanzenschutz gewissermaßen in das Ökosystem des Weinbergs integrieren. Dazu setzen wir auch auf moderne Prognose-Systeme u. a. von der Hochule Geisenheim, aber auch von allen anderen Weinbauinstituten. Alle Unsere Maßnahmen, insbesondere gegen den echten und den falschen Mehltau, richten sich nach der Gefahrenlage. So wenig wie möglich ist das Ziel! Dafür nutzen wir auch alle mechanischen Methoden wie das Entblättern und Durchlichten / Durchlüften der Traubenzone. Dadurch haben wir eine deutliche geringere Botrytis-Anfälligkeit.
Bei den Pflanzenschutzmitteln verwenden wir, wenn möglich, Mittel aus dem biologischen Weinbau wie z. B. Kaliumhydrogencarbonat ("Backpulver"). Bienen- und Nützlings-schonende chemisch-synthetische Wirkstoffen setzen wir nur dort ein, wo es sinnvoll ist. Wie z. B. in der kritischen Phase der Weinblüte. Kritisch vor allem für die Gescheine und damit die zukünftige Weinqualität. Insektizide verwenden wir keine. Vielmehr achten wir darauf, unsere Nützlinge wie den Marienkäfer, die Florfliege oder verschiedene Raubmilben zu schützen. Diese halten Schädlinge wie z. B. die Rote Milbe in Schach. Oder wir verwenden naturidentische synthetische Wirkstoffe wie Pheromone zu Abwehr des Traubenwicklers. Mit den "RAK-Ampullen", die diese Pheromone beinhalten, verwirren wir die Männchen des Traubenwicklers und es kommt kaum noch zu Begattungen. Man könnte auch sagen "Viel Lärm um nichts".
Und warum machen wir noch kein Bio? Never say never! Aber im Augenblick gibt es im bisherigen Bio-Weinbau noch Aspekte, die wir kritisch sehen. Das ist z. B. der Einsatz von Kupfer im Pflanzenschutz. Kupfer hemmt die Aktivität von Bodenlebewesen, wie Mikroorganismen und Regenwürmern. Netzschwefel-Spritzungen können Marienkäfer sowie nützliche Raubwanzen und Raubmilben schädigen, was den Prinzipien des Integrierten Weinbau widerspricht. Aber auch die Tatsache, dass man im bisherigen Bio-Weinbau deutlich mehr Pflanzenschutzanwendungen hat. Mit negativen Folgen wie mehr CO2-Ausstoß, Bodenverdichtung, etc. Das gilt auch für die Maßnahmen zu Bearbeitung des Unterstockbereichs. "Rollhacken" zerstören nicht nur den Lebensraum der Wildbienen, sondern setzen CO2 frei.
Aber auch hier ist vieles im Wandel.
Wir auch!